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Claridenrunde über Gemsfairenstock (2.971 m) und Clariden (3.267 m)

Leitung: Korbinian Kern und Matthias Widmann

 

Ausgangslage

Nach einer längeren Hitzewelle mit aperen Gletschern und offenen Spalten sah es zunächst so aus, als würde es eine typische Juli-Hochtour mit eher spärlicher Schneelage werden. Doch kurz vor Tourenbeginn brachte ein kräftiger Kälteeinbruch ergiebigen Neuschnee: Auf der Claridenhütte lagen bis zu 40 cm, in höheren Lagen teilweise noch mehr. Kurz stand die Durchführung der Tour in Frage. Nach ein paar stabileren Tagen, in denen sich der Neuschnee gut setzte, und nach intensiver Rücksprache mit den Hüttenwirten zu den Verhältnissen entschieden wir uns, die Tour zu wagen.

Anreise und Zustiegstag

Die Anfahrt erfolgte mit dem Vereinsbus zum Ausgangspunkt Urnerboden (Schweiz). Von dort ging es mit der Seilbahn auf den Fisetengrat.

Das erste Etappenziel war der Gemsfairenstock (2.971 m), ein sehr beliebter «Beinahe-3000er», der sich bestens als Einstieg eignet. Die Normalroute vom Fisetengrat via Rund Loch bietet landschaftlich schöne Blicke. Leider begleitete uns am Gipfelgrat dichter Nebel – doch am Gipfel selbst öffnete sich der Blick überraschend weit bis zur Claridenhütte, unserem Tagesziel.

Am Gemsfairenjoch wartete die erste technische Herausforderung: Ein sehr steiler Abstieg, der durch den Gletscherrückgang heikel geworden ist. Die frische Schneelage machte ihn zwar etwas leichter, verlangte aber dennoch große Vorsicht. Am späten Nachmittag erreichten wir die Claridenhütte. Das Wetter blieb wechselhaft, doch wir konnten trotzdem noch etwas Zeit auf der Terrasse genießen, bevor es zum Abendessen ging.

Gipfeltag Clariden (3.267 m)

Am nächsten Morgen erwartete uns Traumwetter. Der erste Anstieg Richtung Gletscher bot beeindruckende Blicke auf den Gletschersee, in den der Gletscher direkt kalbt und Eisberge schwimmen lässt – ein Anblick, der an Patagonien erinnerte.

Auf dem Gletscher wurde angeseilt und der Zustieg über den Claridenfirn in Angriff genommen. Der Firn war durch nächtliche Abstrahlung gut gefroren und perfekt gespurt – trotz der großen Neuschneemengen eine hervorragende Unterlage.

Der Aufstieg über die steile Ostflanke war technisch sehr schön und führte über einen noch gut geschlossenen Bergschrund direkt zum Gipfel des Clariden. Oben belohnte eine fantastische Rundsicht: die steile Nordwand zum Klausenpass, der Claridenfirn, der Hüfifirn – und bereits unser Etappenziel, die Planurahütte, im Blick.

Der Abstieg erfolgte wieder über die Ostflanke. Auf dem Weg zur Hütte passierten wir den größten Windkolk der Alpen – ein durch Wind ausgeblasenes, beeindruckendes Becken im Gletscher.

Nachmittag auf der Planurahütte

Angekommen auf der Planurahütte genossen wir einen entspannten Nachmittag in der Sonne auf dem Helilandeplatz: ausruhen, ratschen, schlafen und die tolle Aussicht auf die tief verschneite Gletscherwelt genießen. Bemerkenswert war, wie gut eingeschneit die Szenerie für Juli war – in den letzten Jahren oft aper und grau, dieses Mal eine richtig schöne, weiße Hochtourenlandschaft.

Schlechte Wettervorhersage und Alternativziel

Leider sagte der Wetterbericht für den Folgetag keine stabile Lage mehr voraus. Daher entschieden wir uns schon abends gegen den geplanten großen Gipfel (Großes Schärhorn) und planten stattdessen eine kurze Sonnenaufgangstour auf den Hinter Spitzalpelistock (3.006 m). Nach diesem frühen Gipfel ging es zurück zur Hütte zum Frühstück.

Der Abstieg führte zunächst wieder flach über den Gletscher bis zum Chammlijoch. Danach wartete das berüchtigte Iswändli, das steil und anspruchsvoll, aber gut machbar war. Ab hier folgte der lange Abstieg Richtung Klausenpass, wo wir zum Schluss noch richtig nass wurden, weil eine Regenfront durchzog.

Fazit

Eine beeindruckende Hochtour in den Glarner Alpen, die trotz Wetterkapriolen und der heiklen Schneelage perfekt durchgeführt werden konnte. Der frische Neuschnee verlieh der Runde eine traumhaft verschneite Kulisse, wie man sie im Juli oft nicht mehr erlebt.